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Absender
Bonner Fellowship Group c/o Free Software Foundation Europe (FSFE) Schönhauser Allee 6/7 10119 Berlin
Adressaten:
- Mitglieder des Bonner Stadtrates
- an die Fraktionen als Brief
- General-Anzeiger
- Bonner Rundschau
- WDR Bonn
- Radio Bonn Rhein-Sieg
- Hochschulradio
Sehr geehrte Ratsmitglieder,
wir freuen uns, dass Sie mit der Bürgerschaft in einen direkten Austausch treten wollen und haben darum den Bürgervorschlag
- "Mehr Freie Software einsetzen!" [1]
beim "Bürgerdialog zum Haushalt 2015/2016" eingereicht, der zahlreiches Echo (25 Kommentare) und viele BefürworterInnen gefunden hat (nur 21 von 665 TeilnehmerInnen stimmten dagegen). Damit kam der Bürgervorschlag auf Platz 6 der Bestenliste. Die Stellungnahme der Stadtverwaltung liegt inzwischen vor:
- "Dort wo es im Kontext der konkreten Anforderungen der Fachverwaltung möglich ist, wird die Stadtverwaltung weiterhin, im Rahmen von Einzelfallprüfungen im jeweiligen Beschaffungsprozess, den Einsatz von Open-Source-Lösungen evaluieren."
Wir begrüßen sehr, dass der Einsatz Freier Software [2] im Beschaffungsprozess geprüft wird. In der Stellungnahme fehlt jedoch eine wichtige strategische Überlegung:
Nutzung offener Standards zur Lösung aus der Herstellerabhängigkeit
In der Stellungnahme der Stadtverwaltung werden die Schwierigkeiten, die durch den Einsatz der jetzigen Lösungen entstanden sind, sehr deutlich:
- Inkompatibilität
- Mangelnde Flexibiltät
- Schwierigkeiten bei der Bewältigung neuer Herausforderungen
Zitat aus der Stellungnahme:
- "Bei der Stadtverwaltung muss insoweit ein hoher Faktor von inkompatiblen Arbeitsplätzen angenommen werden, weil kommerzielle Fachverfahren eingesetzt werden, die entweder betriebsseitig nicht Open-Source-tauglich sind oder aber Individualentwicklungen zum Einsatz kommen, die mit Microsoft-Werkzeugen erstellt wurden, bzw. eine enge Verzahnung mit MS Office oder anderer arbeitsplatznaher Standardsoftware haben."
Diese Probleme entstehen durch die Abhängigkeit von geschlossenen Systemen einzelner Hersteller (Vendor Lock-in). Resultat: Hohe Migrationskosten.
Die Lösung dieser Probleme liegt in der schrittweisen Umstellung auf Freie Software, wie dies zahlreiche Bürger erkannt und bei der Umfrage kundgetan haben.
Es liegt im Interesse der Stadt Bonn, die internen Verwaltungsprozesse effektiver zu gestalten und Kosten zu sparen. Freie Software ist der Weg dazu!
Daher empfehlen wir dem Bonner Rat, im Beschaffungsprozess Offene Standards [3] und Herstellerunabhängigkeit als strategische Ziele zu verankern.
Wir empfehlen, dass der Behördenverbund zukünftig Fachapplikationen sowie andere neu entwickelte Anwendungen als Freie Software entwickeln lässt. Diese können dann von allen interessierten Behörden und ggf. von Unternehmen genutzt werden.
Wir freuen uns auf Ihre Rückmeldung und stellen gerne unsere Kompetenz im weiteren Beratungsprozess zur Verfügung.
die FSFE Gruppe Bonn
[1] Bürgervorschlag: "Mehr Freie Software einsetzen!" https://bonn-macht-mit.de/node/267
[2] Begriffsbestimmung Freie Software:https://fsfe.org/documents/whyfs.de.html
[3] Offene Standards: http://fsfe.org/activities/os/os.de.html
[] Migrationskosten in die Kalkulation einbeziehen: http://fsfe.org/news/2012/news-20121101-02.en.html
[] Kommentar zum Bürgervorschlag: https://bonn-macht-mit.de/node/267?#reply-to-8