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Raus aus der Umklammerung

Aus der Umklammerung von IT-Konzerne wie Microsoft oder Google kann man sich nur mit Freier Software befreien. Die vollständige Befreiung ist je nach Grad der Verstrickung leicht bis sehr schwer. Als Windows-Nutzer kann man freie Programme installieren und so einen ersten Schritt in Richtung Freier Software machen. Es geht aber auch darum, Webdiensten hinter sich zu lassen, durch die man ausgeforscht wird und schließlich auch darum, die eigene Hardware zu befreien.

I. Software-Befreiung

Die folgenden Programme sind Freie Software. Damit ist nicht der Preis gemeint, auch wenn die Programme alle kostenfrei sind, sondern die Freiheit, diese Programme konstruktiv zu nutzen und sie an andere weiterzugeben. Wenn man programmieren kann, kann man die Software studieren, Fehler beheben und sie verbessern, weil der Quellcode der Programme verfügbar ist. Wenn man selbst nicht programmieren kann, dann hat man zumindest die Möglichkeit, jemanden zu bezahlen, der neue Features in das Programm einbaut. Das kommt dann wieder allen zu gute. Freie Software wird von ihren Nutzern kontrolliert.

Microsoft Windows ist ein gutes Beispiel für unfreie Software. Der Quellcode ist geheim, Programmierer können nicht von ihm lernen, Fehler beheben oder das Programm an Kunden- oder den eigenen Wünschen anpassen. Niemand außer dem Hersteller weiß, was das Programm wirklich macht. Man darf unfreie Software aufgrund ihrer Lizenz nicht einfach mit Freunden und Nachbarn teilen. Unfreie Software ist unter der vollständigen Kontrolle durch ihren Hersteller, der dadurch auch die Kontrolle über ihre Nutzer hat.

Wenn man Freie Software auf einem unfreien Windows nutzt, kann das nur ein erster Schritt Richtung Freiheit sein. Denn solange man Windows nutzt, ist man weiter unter der Kontrolle von Microsoft. Erste Schritte zu Befreiung aus der Umklammerung von Microsoft:

Einfache Aufgaben

Wechsel des Browsers

Die Browser Chrome von Google und Edge von Microsoft erheben beide umfangreiche Daten zum Surfverhalten der Nutzer. Der Browser sollte deshalb gewechselt werden und die Empfehlung ist Firefox. Firefox ist Freie Software, der Programmcode und damit die Funktionen können also überprüft werden. Der Browser kann von der Seite https://www.mozilla.org/de/ heruntergeladen werden. Wenn man Bookmarks benutzt, kann man sie aus dem bisher genutzten Browser exportieren und sie in Firefox wieder importieren.

Wechsel der Suchmaschine

Google personalisiert Suchergebnisse und wertet die Daten der Nutzer quer über alle Dienste aus, um einen möglichst vielfältigen Wissensstand über alle Lebensbereiche eines Nutzers aufbauen zu können. Bei der Reihenfolge der Suchergebnisse, auch Ranking genannt, steht Google in Verdacht, die eigenen Dienste zu bevorzugen. Webseiten, die nicht mit Google-Diensten verbunden sind, landen in den Ergebnissen so weit nach hinten gerückt, dass sie faktisch nicht mehr zu finden sind. Duckduckgo.com sammelt als Suchmaschine keine persönlichen Daten, kann als Standardsuchmaschine in Firefox eingestellt werden und schützt mit dem Add-On "Duckduckgo Privacy Essentials" deine Privatsphäre im Internet.

Anspruchsvollere Aufgaben

Bevor man diese Aufgaben angeht, sollte man prüfen, inwieweit man auf die Microsoft-Datenformate verzichten kann. Die empfohlene Freie Software kann mit den Formaten von Microsoft umgehen. Da diese aber geheim oder überkomplex sind, gelingt bei umfangreicheren Dateien die Darstellung teilweise nur mit Einschränkungen. Da die Freie Software unter Windows aber einfach installiert werden kann, kann man prüfen, ob ihr Einsatz möglich ist. Lizenzkosten entstehen keine!

Anspruchsvolle Aufgaben

Die anspruchsvollen Aufgaben sind im Allgemeinen nicht ohne Hilfe oder Anleitungen zu lösen.

Surfen mit Tor

Mit dem Webbrowser Tor ist es möglich, anonym zu surfen, da die eigene Internet-Adresse verschleiert wird. Da bei Tor einige weitere Schutzmaßnahmen wirksam werden, kann man Internet-Seiten teilweise nicht erreichen. Firefox sollte deshalb parallel zum Tor-Browser-Bundle installiert sein. Den Tor-Browser kann man auch für Windows in der eigenen Landessprache heruntergeladen werden.

E-Mail, Kalender und Adressbuch

Wie einfach oder schwierig die Umstellung ist, hängt von den bisher verwendeten Programmen ab. Bei der Umstellung dürfen E-Mails und Adressen nicht verloren gehen. Empfehlung: So weit noch nicht geschehen sollten E-Mail-Konten auf IMAP umgestellt werden, dann verbleiben die E-Mails auf dem Konto des Providers und werden nur gelöscht, wenn sie vom Nutzer gelöscht werden.

Add-Ons

Firefox, Thunderbird und LibreOffice lassen sich mit Add-Ons erweitern, zum Beispiel zum Schutz der Privatsphäre. Man sollte sich aber darüber im Klaren sein, dass die Absicherung eines Browsers teilweise zu Unbequemlichkeiten beim Browsen führen kann:

Add-Ons für Firefox sind:

Add-Ons für Thunderbird:

Add-Ons für LibreOffice:

Wenn die Aufgaben, die ein Nutzer mit seinem Rechner erledigt, wie Kontaktverwaltung, Terminplanung und E-Mail, alle mit Freier Software gemacht werden können, kann man auch den kompletten Wechsel des Betriebssystems ins Auge fassen.

Schwere Aufgaben

Bei den schweren Aufgaben ist in der Regel persönliche Hilfe nötig.

Wechsel des Betriebssystems durch Installation von Linux

Vor dem endgültigen Wechsel zu Linux sollte man prüfen, ob auch alle wichtigen Dateien von unter Linux verfügbaren Programmen verarbeitet werden können. Wenn das mit der unter Windows installierten Freien Software möglich ist, sind unter Linux kaum Probleme zu erwarten. Geprüft werden muss auch, ob Webdienste zum Beispiel von Bibliotheken genutzt werden, die Windows voraussetzen. Dann müssen alle Daten, die nicht verloren gehen dürfen, gesichert werden. Nach diesen Schritten kann der Umstieg erfolgen. Dazu beschafft man sich zunächst das Abbild (ISO-Image) einer Linux-Distribution für die Architektur des Rechners, also 32 oder 64 Bit. Für den Einstieg kann man zum Beispiel Xubuntu nehmen, das man von xubuntu.org herunterladen kann.

Von der Free Software Foundation wird Trisquel Linux empfohlen, das wie Xubuntu auf Ubuntu beruht, aber ausschließlich aus Freier Software besteht und ohne proprietäre Treiber oder Firmware auskommt.

II. Webdienste

Befreiung von den Datenkraken

Viele Nutzer nutzen die vorgeblich kostenfreien Angebote von Google, Amazon, Microsoft oder Telekom zur Speicherung auch sensibler Daten im Netz, mit dem Vorteil, ihre Daten von überall über das Internet erreichen zu können. Die Cloud (zu deutsch Wolke) ist aber eine irreführende Bezeichnung. Es handelt sich um Rechner, die nicht einem selbst, sondern einer Firma gehören. In der Regel haben Sie keinerlei Zugriff auf die Administration dieser Rechner und keinerlei Einblick darin, welche Software auf den Rechnern betrieben wird.

Es gibt einige Alternativen, die auf den Rechnern eines selbst gewählten Anbieters installiert werden können, bzw. bieten einige die Installation als Dienstleitung an. Da die installierte Cloudsoftware in der Regel Freie Software ist, kann der Nutzer überprüfen, welche Dateien installiert sind, Fachleute können überprüfen, ob die Software nur die Funktionen erfüllt, die angegeben werden, oder ob Hintertüren eingebaut sind. Empfehlung ist Nextcloud oder Owncloud beim Anbieter all-inkl.com. Wer über die technische Kompetenz verfügt, kann die Software auch auf dem eigenen Rechner oder einem Netzlaufwerk installieren und so die vollständige Kontrolle über seine Daten behalten.

III. Hardware

Mittlerweile gibt es immer mehr Hardwarehersteller, die Linux vorinstallieren, z.B. tuxedocomputers.com, puri.sm, stationx.rocks oder system76.com. Abgesehen davon, dass man keine Zeit und Mühen für die Installation aufwenden muss, erspart man sich bei vorinstallierten Systemen, dass man ein anderes Betriebssystem als Linux, das bereits vorinstalliert ist, ebenfalls kaufen muss, wozu einem die meisten Händler nötigen.

Ideal wäre auch ein Smartphone ohne Spionagesoftware. Ein Anfang ist ein App-Store wie f-droid.org, der Freie Software enthält.

Um das Smartphone vollständig zu entgoogeln, benötigt man ein angepasstes Android (Custom ROM) wie lineageos.org oder replicant.us. Nachteil: Nicht jedes Smartphone wird unterstützt. Alternativ kann man Smartphones kaufen, die ein freieres OS unterstützen, wie das Fairphone oder das Librem5 von puri.sm.

Fazit

Freie Software ist eine gute Sache, weil sie vielen Menschen der Zugang zu Software ermöglicht, ohne dass sie dafür mit Geld, Daten oder ihrer Privatsphäre zahlen müssen. Da es zu Freier Software immer auch den Quellcode gibt, lässt sich die Sicherheit und Verlässlichkeit von Experten und die, die es werden wollen, überprüfen. Das ist besonders bei Software für Internet und Sicherheit wichtig, um Sicherheitslücken oder Hintertüren zu schließen.

Die Software-Auswahl soll zeigen, dass es gute Freie Software als Alternative zu kommerziellen Programmen gibt. Mit diesem kleinen Einblick in die Welt Freier Software hat hoffentlich jeder Spaß, die neuen freien Programme auszuprobieren.

Activities/Windows (last edited 2018-06-13 12:32:08 by christian.imhorst)